Beth Collar (*1984, GB) nähert sich der Bildhauerei auf der Grundlage antiker kunsthandwerklicher Traditionen, die das Objekt (und seine Funktion) höher werteten als dessen Schöpfer:in. Stattdessen schlägt Collar einen kraftvollen Diskurs mittelalterlicher Inspiration vor, in dem die Reflexion über das skulpturale Objekt eine fast schon rituelle Funktion einnimmt. So werden der menschliche Körper bzw. einzelne Körperteile in ihren Skulpturen und Zeichnungen zu Stellvertretern für metaphysische Prozesse.
Für Collar entspricht die Bildhauerei nicht immer dem Bild eines geschlossenen Werkes, sondern auch den Marginalien eines performativen Ereignisses. Aus diesem Grund definiert sich die Künstlerin nicht nur als Bildhauerin, sondern auch als Performerin: Das skulpturale Objekt ist für Collar auch ein Bindeglied zu einer funktionalen, kunsthandwerklichen Auseinandersetzung mit Artefakten unserer gemeinsamen Welt. Es erfüllt damit die symbolische Funktion, wieder an diese Tradition anzuknüpfen - vielleicht auch, um von dort aus die Geschichte der modernen Skulptur neu zu schreiben.