Im Rahmen der Ausstellung "Off the Pedestals" zeigt der filmclub münster Zauri Matikashvilis Trilogie "Ahnen" (2019). Im Anschluss an das Screening findet ein Gespräch zwischen dem Künstler und der Kuratorin der Ausstellung statt.
Externsteine, Wewelsburg, Hermannsdenkmal: Anhand dieser drei geschichtsträchtigen Orte in Ostwestfalen-Lippe setzt sich Zauri Matikashvili in seiner filmischen Trilogie Ahnen sowohl mit der Nutzung als auch mit der Instrumentalisierung von Geschichte auseinander. In den drei Filmen, die jeweils eine der Sehenswürdigkeiten zum Thema haben, zeigt der Künstler eine umfassendere Perspektive, indem er mehrere Personen zu Wort kommen lässt; so unterscheiden sich die Besucher:innen zwar grundlegend in ihrer persönlichen Gesinnung und in ihren Überzeugungen, dennoch ist allen Gruppierungen gemein, dass sie sich auf ihre Weise mit der Vorgeschichte der jeweiligen Orte (tief) verbunden fühlen: Historiker:innen suchen Fakten, Esoteriker:innen verspüren Kraftorte, Neonazis sind überzeugt die Verbindung zur „Ursprünglichkeit des Deutschen“ und den alten Germanen zu finden. Dabei stellt sich schnell die übergeordnete Frage nach der Wirkmächtigkeit des historischen Einflusses: Und wer identifiziert sich mit der Vorgeschichte dieser Lokalitäten – und warum? Die von Matikashvili ausgewählten Orte und Denkmäler waren – bzw. sind für Teile der Gesellschaft nach wie vor – von wichtiger Bedeutung für die Ursprünge des Deutschen, die auch von den Nationalsozialisten zweckentfremdet oder verherrlicht wurden. Während Archäologen zur NS-Zeit an den Externsteinen (Teil 1) nach den Wurzeln des germanischen Weltenbaums Irminsul gruben, an dem Esoteriker heute noch festhalten, weist die Wewelsburg (Teil 2) einen direkten Bezug zum „Dritten Reich“ auf. Unter Heinrich Himmler wurde die Burg zu einem zentralen Ort der SS umgebaut, sodass sie auch heute noch Besucher:innen aus rechten oder völkische-esoterischen Kreisen anzieht, die in dem Geschichtsort einen ideologischen Bezugspunkt und Wallfahrtsort sehen. Das 1838 bis 1875 erbaute Hermanndenkmal (Teil 3) erinnert als nationales Denkmal vor allem an den Sieg der Germanen über die Römer. Als Symbol für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit vermischen sich in den Erzählungen historische Fakten mit Mythen der nationalen Helden und der deutschen Ursprünglichkeit. So entsteht in Matikashvilis Trilogie ein oszillierendes Mosaik der Nutzung von Geschichte, verortet zwischen Ausflugsziel und esoterischen wie patriotischen Überzeugungen eines – manchmal gefährlichen – Ahnen eines höheren Sinns.